Samstag, 27. September 2014

Troll: Eine Liebesgeschichte - Johanna Sinisalo


Titel: Troll: Eine Liebesgeschichte
Autorin: Johanna Sinisalo
Originaltitel: Ennen päivänlaskua ei voi
Verlag: rororo
ISBN: 978-3499243011
Euro: Nicht mehr im Handel erhältlich.
Veröffentlichungsdatum: Juli 2007
Seiten: 320
Kein Serientitel
Come in: Kauf (Antiquariat)









Inhalt

Der Werbefotograf Angel beobachtet eines Nachts auf dem Nachhauseweg eine Gruppe Jugendlicher, die ein kleines Fellbündel misshandeln. Er vertreibt sie und nimmt das Bündel mit, staunt aber nicht schlecht, als es sich als Trollkind herausstellt. Angel ist fasziniert und möchte Pessi, wie er es nennt, gesund pflegen. Um das zu erreichen, beginnt er, intensiv zu recherchieren und stößt bis in die Mythologie vor. Obwohl er und Pessi mit der Zeit lernen, miteinander klar zu kommen, bleibt der Troll doch mehr Tier als Mensch.
Die Situation eskaliert, als Pessi in die Geschlechtsreife kommt.

Meinung

Es ist schwer, diesen aus der Norm fallenden, aber dennoch sehr lesenswerten Roman wiederzugeben. Wer es nicht so hat mit zu viel Realität, Gesellschaftkritik und Homosexualität sollte die Finger vom "Troll" lassen. Alle anderen, die sich darauf einlassen, werden überrascht sein, zumindest ich war am Schluß fest davon überzeugt, dass es Trolle wirklich gibt.
Das einzig zu Bemängelnde ist das Ende, es wirkt unstet und wie mittendrin abgebrochen, als wisse die Autorin mehr als der Leser - ein Gefühl, das man schon während des Lesens nie ganz loswird.
Angel wird "in der Szene" so genannt, ist sonst recht weltlich, Werbefotograf und in seinen derzeitigen Auftraggeber verliebt. Einen (betrunkenen) Kuss hat es gegeben, aber noch kein Outing, so dass Angel leidet. Sein Verflossener, ein älterer Tierarzt, bekommt eine Schlüsselrolle, wenn es um Pessis Gesundheit geht. Er hat gefühlsmäßig noch nicht von Angel gelassen, weiß genau, dass es nicht hypothetisch ist, wenn dieser von Trollen und Krankheiten spricht und bekommt ein selbsterzähltes Kapitel, in dem er Angel in sein Bett lotst, obwohl dieser glaubt, er lege den Arzt herein, um an Medizin zu kommen. Das beste Kapitel im Buch ist es geworden.
Ein weiterer kleiner Nerd wird neben Herz und Vernunft Weggenosse, wenngleich auch nur fürs Bett.
Eigentlich ist das kein Beziehungsroman, Beziehungen spielen jedoch eine Rolle. In etwa auch die der jungen, philippinischen Kaufbraut, die Angels Nachbar sich aus einem Magazin bestellt und geheiratet hat. Die Arme hat nicht viel zu lachen, wird misshandelt und sieht kaum einen Ausweg, der Situation zu entkommen. Im Zuge dessen, wenn Angel über Trolle nachdenkt und forscht, über Mythen liest, in denen arme Mädchen von Trollen in dunkle Höhlen entführt werden, bildet diese stark gesellschaftkritische Note einen perfekten Unterton. Ab wann ist der Mensch ein Mensch? Was macht uns menschlich, was bleibt instinkgesteuert tierhaft? Ist Pessi mehr das eine oder mehr das andere?
Die Kapitel des Romans sind oft recht kurz, kaum eine halbe Seite lang. Es wechseln sich Hauptgeschichte und Forschung ab. Ein Text aus einem Lexikon ist ebenso dabei, wie Internetkram, alte Zeitungsartikel und ähnliches - was mitunter die Handlung zieht, aber sie gleichfalls unterstützt. Spürbar die Nähe zur Natur, den dichten Wäldern, in denen quasi alles mögliche hausen kann. Angel hat sich ein Stück Wildheit ins Haus geholt und ist durch dessen Anziehungskraft - später merkt er, dass es vor allem die Pheromone sind - geblendet.
Angels eigene Dreiecksgeschichte, die Faszination, die er selbst auf andere ausübt und die Frage, was mit Pessi geschehen soll, der immer älter wird, lassen schnell durchblicken, dass es kein gutes Ende geben kann.
Das eigentliche Ende ist mehr ein Anfang. Der jedoch verwirrt und nicht zum Rest des Roman passen will. Spielt jedoch nicht wirklich eine große Rolle, weil ansonsten alles stimmig ist.
Sinisalo hat einen außergewöhnlichen Roman geschrieben, abseits von den Mustern, die der Phantastikleser sonst so kennt. Einfach mal versuchen.


Johanna Sinisalo wurde 1958 im finnischen Lappland geboren. Schon vor ihrem literarischen Debüt war sie als Autorin von Science-Fiction- und Fantasy-Geschichten sowie als Drehbuchautorin und Comic-Texterin bekannt. »Finnisches Feuer« ist ihr siebter Roman.
Außerdem ist sie auch als Drehbuchautorin tätig gewesen, nicht zuletzt für "Iron Sky-Wir kommen in Frieden".

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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